So fühlt sich Erwachsensein an?

So fühlt sich Erwachsensein an?

25. Juli 2019 4 Von Laxobu

Mir hot a echt netter Kerl gschrieben, doss i es Leben verstondn hon. I hob ihn entteischn miasn, i hob vom Leben sowos von kan Plan. Oba den hot doch eigentlich kana. Oda wohl? Weil so wie sich für mi Erwochsensein anfühlt, deaf des bitte nit fia imma bleiben. Wir sind 20, 21, 22… 26+ und sowas von „erwachsen“. Aber lassen unsere Eltern immer noch beim Wäschewoschn über de Schulter schauen und bevor ma zum Oazt gehn, googeln ma liaba de Symptome. So erwachsen, aber sind immer noch so dumm und gehen ohne Jacke fuat, weil ma se so nit valian kennen. De Blasenentzündung und de Verkühlung nehma in Kauf. Unser Gesundheit stell ma an letzter Stelle, noch vor dem schon längst überfälligen Anruf bei da Großtante. So erwachsen, aber lass uns immer noch des Herzl von Menschen, de es nit verdient ham, zreißen. So erwachsen, aber können uns immer noch nit entscheiden, ob ma es Bumbumeis oder es Brickerl kafn solln.

Wir sind umgeben von den kreativsten und inspirierendsten Wesen. Wir respektieren, akzeptieren und leben. Egal ob jemand Buamen, Frauen, bades, nix oda olles mog. Wos geht des de gschaftigen Nachbarn on? Kana is so offen und aufgeklärt wie wir, wir sein vielleicht nit damit aufgwochsn, oba groß woan aka erwachsen woan damit. Manche Eltern betiteln gleichgeschlechtliche Liebe als Phase und Müllteduktion als neuer Trend. (MA JEDER NIMMT JETZT KANE PLASTIKSTROHHALME MEHR. SO TRENDY. DAMALS WOLLTEN ALLE PLASTIK, HEIT NERMA. Jo Monika, wärts ihr damals nit trendy sundan vernünftig gwesn, müssten wir nerma so um unser Zukunft bangen.) Wir probieren die Natur zu retten, mit Messer im Rücken alias ältere Generationen, wo leider nit alle de Dringlichkeit checken. Unser Zukunft > euer Heute. 

Wir sollen Geld verdienen, ausgeben UND an die Zukunft denken. Bei der generellen Zukunft kumt uns es Speiben, weil wir wissen, so kann unser Wegwerfgesellschaft nit bleiben. Wir müssen uns daher bei Älteren verteidigen, warum wir nerma des Billigfleisch vom Discounter kafn, wieso wir Veganer nit als „dämliche Ökos“ betiteln und wieso wir ana 16- Jährigen mit Asperger mehr zuatraun wie so manch alteingesessenen Politikern. Wie sollen wir als 21-jährige Erwachsene so viel Geld verdienen, dass es zum Leben heut und später reicht? Wie soll ma auf später denken, wenn ma nit mal wissen, wann später eintrifft. Pension klingt für uns nach bezahlten Urlaub, des gibs jo donn e nerma, wenn wir olt sein.

Wie sollen wir Vertrauen aufbauen, in Zeiten wie diesen, wo politische Instabilität an neuen Namen greg. Wir werden ständig überwacht, ständig werden krumme Gschichten mit unseren Daten gemacht, aber wir sind blöd, wenn wir unser Gsichtl freiwillig ins Internet stellen. Des is wenigstens a freiwilliger Akt und ka Hintergassenstory, mit der a Politiker an Haufen Geld macht.Wer seine Meinung ins Internet trägt, wird nie an Job bekommen, weil er zu frech, mutig und „anders“ wirkt. Spoiler: jeder Arbeitgeber BETTELT doch um Fachkräfte, de mehr von ihrn Hirn nutzen wollen, als sie sollten.

Wir dürfen unsere Eltern als Vorbilder als auch als Nichtvorbilder ansehen. Weil die Chancen heut einerseits besser, anderseits schlechter stehen. Frauen können heit leichter Karriere machen, aber find mal an Kindergartenplatz für dei in 3 Jahren vielleicht geboren werdendes Baby. Der Papamonat macht viel Sinn, aber wer zahlt uns den Kredit fürs zukünftige Heim? Kredite hots domols leichter geben. Domols woan noch mehrere Generationen in an Haus, do hom glei mehrere auf dei Putzi schaun kennen. Domols woast mit 21 Joa oft schon ausglernt mit 3 Joa Berufserfahrung. Familienplanung woa do noch ka „OH MEIN GOTT“ Moment. Domols woa des oft schen, oba sicher ob und zua a zach. 

Wir kennen easycheesy a Auto leasen, aber wissen nit, was man in a Kondolenzkartl schreiben. Ohne Probleme kema die nächste Onlinebestellung auf Raten zahlen, aber wie oft kert unsa Klimaonlog gwartet? Dank Google wiss ma genau, wie viel Apsirin es fürn Kater braucht, oba Schnitzl klopfen kema nit. Wie long braucht a gekochtes Ei? 5 Minuten, sogt da des da Hausverstond oder es Internet?

Wir kennen uns top in Technikthemen aus, Haushalt schmeißt sich oba nit alan. Wir wissen, wie ma a Homepage erstellen kennen oder a fancy IG- Story posten kennen, oba tuat man zerst Boden wischen oda erst saugen? (Zerst Aufsagen is de Lösung, Kinder.) Wir gregen alles nit unter an Huat, oba wehe wir beklagen uns über Druck und Stress. Wir sein so gebildet und aufgeklärt, sin psychische Erkrankungen in unsrer Gesellschaft immer noch nix wert. Depressionen, Burnout und Panikattacken sind nicht nur neumoderne Probleme, de es Leben erklären lassen. Des sein erstzunehmene Krankheiten wie Diabetes, Krebs oder Intoleranzen. Wir kümmern uns um solche Dinge, doss de nit versteckt und tabu bleiben. Wir wollen auf die Älteren hören, wir wollen uns um die Jüngeren kümmern, doch wir stecken fest. Auf uns prasselt zu viel Missgunst, Wut und schlechte Laune.

Ernst genommen werden wir nie, weil wir sind jung und gesund. Wir sind die, die länger am Leben bleiben. Des stimmt nit für alle von uns. Wir haben nix beklagen, weil wir alles bekommen haben. Ausbildung, Liebe und genug zum Essen. Hama nit viele weitere Dinge vergessen?
Empathie, Moral, Respekt, Weltrettergen..

Wir sollen Verantwortung tragen lernen, oba uns wird empfohlen, es Auto bei den Eltern mitzuversichern. Wir sollten Fehler vermeiden, durch de ma eigentlich lernen taten. Wir kennen von jeder Handlung schon die Ursache und Wirkung und wos danoch noch so kumt. Wo bleibt do da Spaß? Wir sein für gewisse Dinge zu jung, für andere zu alt.

Wir haben grad den Spalt zwischen Jugend und Erwachsensein und da kann man lei amol kurz obefliagn und muss wieda aufekraxln. So viele Wünsche, Träume, Ideen, Aufgaben kemen auf uns zua und olles wos wir tuan, wird auf de Goldwaage gelegt. Is der Job jetzt wohl FÜR IMMER? Wir wissen, wer 25 Joa (mehr als wir momentan alt sein) in derselben Firma bleibt, greg a Woche länger Urlaub. GEIL! Oba wollen wir wirklich „stehen“ bleiben und Tag ein und Tag aus im selben Gebäude rein und raushupfn? Sehen wir donn genug von der Welt, bilden wir uns donn genug weiter und um Gottes willen wie schaut des donn mitn Geld aus?

Wir sind nit so engstirnig, so einfach und so „zufrieden“. Oba nit, weil die Erziehung nit hinghaut hot, sondern weil die Welt a nerma so anfoch is. Menschen, de Dingen kritisch gegenüber stehen, sein nit zwingend Pessimisten. Sie nehmen nit jedes Getränk in de Hand und glauben an das Gute im Menschen und doss do Kane KO Tropfen drinn sein. Warum sollen wir donn intransparenten Zutatenlisten, Verträgen oder Gesetzen vertrauen? Wos heit im Essen drinn is, is echt oft zum Speiben. Oba heeeeee.. vertrau ma doch bitte oll denen, de damit Geld machen kennen. Weil der jungen, dummen Leit ham weder Erfahrung noch Verstand. 

Wir belächeln verliebte Jugendliche und murmeln, doss des e nit haltet. Dabei sein wir anfoch neidig, doss wir momentan nit mal a gscheide WLAN- Verbindung zammgregen. Wir projezieren unsre damaligen Ängste auf die Jüngeren und denken, dass sie gleich naiv durch die Welt rennen werden. Wir ham noch nit amal angefangen „Liebe“ zu verstehen, schon suchen wir im Internet Artikel drüber. Anstatt diese „Liebe“ fühlen zu probieren, googeln wir lieber. Anstatt bei da Freundin auszuprobieren, was sie im Bett mag, hör ma uns über solche Themen lieber Podcasts an. Anstatt über die eigenen Gefühle zu reden, suach ma Blogs, wo drüber geschrieben wird, wie de Person mit solchen Dingen umgeht. Außerdem überleg ma jedes Mal, ob wir bei an Antrag „ledig“ ankreuzeln sollen.

Apropos Beziehungsstatus, Jugendliebe fällt aus unserem Sprachgebrauch. Wer sein Partner nit in der Jugend gefunden hat, muss jetzt klare Grenzen setzen. Für immer sollt er bleiben, weil erwachsene Menschen haben Partnerschaften, die halten. Oba ans Heiraten denken, is naiv in dem Alter. Wir wollen uns jetzt binden und den Kerl oda des Diandl fia immer bei uns ham. Also suach ma glei den „perfekten“ Partner, ohne zu hinterfragen, ob wir überhaupt selber a „perfekter“ Partner sein. Wir wollen die Traumbeziehung führen, aber ohne großen Aufwand. Wir wollen in der Stadt studieren, wo wir es schon immer wollten und unser ach so perfekter Partner soll es akzeptieren. Weil wir sein nit nur Teil einer Beziehung, wir sein immerhin noch a Individuum. Also gehn wir unseren eigenen Weg und der Partner passt sich an. Hat schon mal wer hinterfragt, wie des funktionieren soll, wenn es zwei Individuen gibt? Der eine in Innsbruck, der andere in Wien und jeder will seinen Kopf durchsetzen und sein Weg gehn, da andre soll den nachgehen. Wenn des aber keiner von beiden tut? Kompromisse schließen schaut anders aus, die perfekte Beziehung kanns also a wieder nit sein.
Wir wollen ab 20 kan Liebeskummer mehr durchleben müssen, für immer sollt der Mensch bleiben. Wir wollen doch mit 30 schon heiraten und die ersten Fratzln aufziagn. Oba bitte lieber Partner, nimm uns nit die Freiheit weg!
Dabei fühlt sich Verliebt sein doch genau so jung on. Als wär ma 13-14 Joa, es Handlholten wird zum Schmetterlingstanz und unsere Texte beinhalten auf amol wieda Herzelen und „hdl“. Die ersten Dates bleiben sexlos, die Fantasie derwegen grenzenlos. Wir benehmen uns wie Kinder, fühlen uns wie Prinzessinen und am Ende siegt die Liebe. Oba nit vergessen, wir sein erwachsen! Wir dürfen nit kindisch sein, wir müssen ernsthafte Beziehungen führen und do homa für „hob di lieb, Hase“ kan Plotz und a nit für jugendliches Sexverhalten! Alte Menschen, also wir, haben langweiligen Sex, also reißts eich zamm und sperrts eire Triebe ein.

Oder wir wollen keine Beziehung, keine Liebe und auf keinen Fall Gefühle spüren. Dann benehmen wir uns wie Roboter mit Herzln aus Eis. Sex dient als Triebsbefriedigung und de Mitmenschen nehmen wir nit als Menschen wahr. Niemand möcht a 2-3 jährige Beziehung anfangen, es muss halten. Daher spiel ma mit de Gspusis uma, friendzonen wie de Irren und ghosten tua ma de krassen Fälle. BEZIEHUNGSUNFÄHIG / HERZLBEHINDERT schreib Ma uns auf de Stirn, in der Hoffnung, niemand verliebt sich in uns. In uns kann sich keiner verlieben, weil liebenswert seima nit. Unser Selbstwertgefühl is im Keller und wir stehen drauf. Wir wollen Bestätigung, doch geliebt werden zu können. Aber vergessen dabei, wenn wir uns nit lieben, wird uns niemand lieben können. Wir sind unfair unseren zukünftigen Exmännern& Exfrauen gegenüber, wir sind unfair uns gegenüber.

Wir sollen nerma an uns arbeiten müssen, weil wir unsa eigena besta Freind sein. Dabei is des doch a fortlaufende Sisyphusarbeit, de nie weniger wird. Ständig werden uns Situationen challengen und ständig werden uns Dinge passieren, an denen wir wachsen.

Wir werden noch so lang nit des Gefühl ham, erwachsen zu sein.

Wir sollen innerhalb der nächsten 10 Joa olles finden und erreichen. Beziehung, Familie, Zukunft, Geld. Olles soll innerhalb von diesen Joan geregelt werden. Weil sunst..
Wos is eigentlich donn?
Wollen wir sogn, doss in 10 Joa unser Leben donn e vorbei is?

I find des an Bledsinn,
moch ma uns kan Stress und schaun, doss es uns guat geht.
Wir wissen, nit alle Älteren sein so gegen uns. Wir wissen, nit jeder Tag is so schwoaz. Wir wissen, doss jeder zu sein Glück kemen konn, wenn er will. Wir wissen oba derwegen immer noch so wenig. 
Weil am Ende, donn am Sterbebett werd ma uns olle lei ans frogn

„Woa i mit mein Leben zfrieden? Woa i glücklich?“

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I hob des gemeinschaftliche WIR verwendet, um zu zagn, doss i nit alan für mi red. Bist du in dem Olta und ka bisi meina Meinung, tuats ma echt lad. I will do kan eineziagn, der nit eingezogen werden will. Generell will i do ka genaue Altersgrenze ziagn, weil i kenn genug Mädels mit 16, de mehr Vastond aufweisn, wie manch 22- jährigen Frauen. Also fühlts eich verstanden oder a eben nit. 
Bist du jünger und host jetzt Respekt vuam Olt wern, des is normal. Genieß dei Jugend und bleib 18, wenn du grod 18 bist und 15 wenn du grod 15 bist. Olt bist später a noch. 
Bist du älter und zählst nit zur (von mir überzeichneten) älteren Generation, de uns bisi schwoaze Foab ins Gsichtl wischt, fühl di nit angesprochen. Wenn dir Klimawandel, die Zukunft, de Ängste und olles am Herzen liegt und du uns nit so leicht obschreibst, danke dir. 
Leben und leben lassen, Bussis.