„Sorry, mei Kind is behindat“

„Sorry, mei Kind is behindat“

16. Februar 2020 1 Von Laxobu

Mei Herzl hot domols so an gewaltigen Knacks greg. Sogoa heit beim Schreiben, Monate später, tuats noch kurz schiach. I mecht nit dazelen, wann und wo genau de Situation passiat is. Konn irgendwo zwischen Klagenfurt und Straßburg passiat sein, oba des is so unwichtig. Glabs ma. i sprich vü grebare Probleme on.
Nochdem i in letzter Zeit a bisi zvü über Kitsch und Liebe gekratzelt hob, heit a ondres Thema, des ma so oag am Herzn liegt.
Des Wort behindat bitte lei in Kombi mit Herzl. Alan wü i es nirgends hern/ segn. 

I bin irgendwo in an Restaurant. Am Nebentisch sitzt a junge Familie mit zwa Kiddos. De klane so um de 3, da gresare so um de 5. De Eltern wirkn jung, nie im Leben vü ölta wie i. Loss ma se 23 sein, i 20. De klane Maus, zuckersüß BTW, hupft her und reißt voll on mein Kleidl. Außadem redet sie bisi wirres Zeig und zwischen „Mama“ kemen poa Schreia ausa. Sie zupft nun a on meine Hoa. I vasuach so guat es geht sie von mir zu lösen und red aggressionslos und ruhig. Hon im Gspia, doss de Maus nit wirklich was, wos sie tuat. Ihr Papa steht mit rollenden Augen auf und reißt se a bisi zfest weg. Sie bleat, of course. „Sorry, mei Kind is behindat.“ Er zuckt mit de Schultan und haut sich wieda ume. Druckt de Klane recht liebevoll und überfordert on sich. Sei Blick geht ins Leere. 

Option 1 wa de Situation überspün und lächeln. Ka Thema nit, juckt mi nit. Option 2 wa dem Kerl es Kepfl zu woschn.

Entschuldig di bitte nie mehr dafia. Egal, ob dei Kind gsund is oda nit. Du host ka Recht, dei Kind behindat zu nennen. Bitte nenn dei Kind nie mehr behindat, bitte.“ Extra oft bitte und drei mol DEI KIND. Unterstrichen mit tiefen, ernsten Blicken. Musikalisch umrahmt von meiner ruhigen Stimme, de glott zu brechen scheint.
Es Mädi woa 4. Frühkindlicher Autismus. Mehr was i vom Krankheitsbildl nerma. Generell bin i ane, de sich nit so gern diese Krankheitsbilder zu den Kindern merkt.
Simon, ADHS.
Natalie, Epilepsie.
Nico, Down- Syndrom aka DOWNIE.

(Do will i nur gonz kurz erwähnen, wie geschockt i woa, als a Betreuerin mir amol gsog hot, doss IHR DOWNIE do hinten a Glasl umgstoßen hat. Und auf mei Frage, wieso sie das Kind so nennt, hat sie gelacht. Das Leben mit Humor nehmen is für mi wos ondares. Oba ok, vielleicht is es für andere nit so schlimm, i find es heftig heftig.)

Idk, aber i find, solche Beschreibungen plakativ und sinnfrei. Stell mi a nit als Larissa, Overthinkerin und Tagträumerin vor. I bin anfoch amol de Larissa, den Rest sigt/ merkt man e mit da Zeit. Du muast da do kan Button aufetuan. Obwohl bei Epileptikern, blinden/ tauben Menschen und so find i es im Alltag praktisch. Dann kannst im Notfall anfoch flotter handeln. Oba i glab ihr wissts, wos i damit man?

Menschen mit Beeinträchtigungen kern anfoch in de Gesellschaft integriert. Is nit easy, i was. Oba de Leit sollten wenigstens nit angestarrt wern, als wärn se irgendwelche Museumsausstellungsstücke.
Jo a Diandle im Rollstuahl. Jo a Frau, de 8 mol an Sotz wiederholt. Jo a Bua, der nit reden kann. Jo a Monn, der kane Oame hot. Olles komplett liebenswerte Wesen, de gonz und goa nit ongstarrt wern wollen. Würden wir damit „normaler“ umgehen wa es leichta. Fia de Betroffenen und de Familien. Eben, Eltern von beeinträchtigten Kids ham es nit leicht. Lei miasn de sich niemals für ihr Kind entschuldigen. Warum denn a? A gsunds Kind haut a a Glasl obe. A gsunds Kind steig a aufs Schwanzl vom Hund. Kids sein Kids. Do konn man nit olles so streng segn.
Jo, i als NICHT Mama deaf des so sogn. I nimm ma des Recht anfoch. Obwohl i schon öfters als Jungmama verwechselt woan bin und goa kane netten Kommentare greg hon. Jo, sorry, i schimpf nit mit mein/ an Kind, wenn es im Kino es Popcorn folln losst. WEIL MIR DES SELBA A PASSIAT. Es Kind entschuldigt sich. Und i sog holb so wüld. Und a verspannte, unbefriedigte Mutter muas original sogn „Typisch Jungmutter, ka Strenge.“ Dei Ernst? Loss dein Grant nit on mir oba no weniger bitte on deinen Kindern aus. Dafia sein se nit do.

Seit der Begegnung sig der Monn solche Dinge sia nerma so wild, do bin i ma sia. Ob er vasteht, doss sei Kind trotz Beeinträchtigung nit behindat is, was i nit,. Hon se jo nie mehr gsegn. I wünsch senen lei vü Kroft und no mehr Leit, de Verständnis hom. Nit des Mitleid und a „Ma ihr Oamen“, sundan Leit, de wissen, doss se des schoffen. „Es tuat ma lad.“ is leider a Floskel, de i nit vasteh. Es tuat eich lad, doss eire Freind ka gsundes Kind hom? Wär nit klüger zu sogn, doss ihr fia se do seids und se des sowieso schoffn? Oda doss des Kind jo derwegen a kompletter Sonnenschein is?

Ka Ahnung, wie meine Leser zum Thema Beeinträchtigung stehen oda ob se gern driba lesn. Wü jo a bisi a Umdenken schoffn. Vü, wos eigentlich normal sein sollt, oba es gonz und goa nit is, will i wieder bisi normalisieren. Sensibilisieren. I’ll try my best. Mei Joa in Frankreich hot mi schon oag geprägt und i mecht anfoch bisi weitergeben.

Feedback hüft ma imma weita. Auf Instagram a DM, auf Facebook a Message oder a Mail auf larissa-b@live.at Beantworten tua i holt erst ob morgen. Btw folgts ma gern. Hon jo so vü noch zum sogn imma.

Wir hern uns. ❤️